
Ex-Bundesligaspielerin Sarah Gödde erstellt Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt
Einer neuen Aufgabe im USC Münster widmet Sarah Gödde ihre Zeit: Die 32-Jährige ist gebeten worden, in den nächsten Monaten im Auftrag des Clubs ein Schutzkonzept gegen sexuelle Gewalt zu entwickeln. Als offizielle Ansprechpartnerin mit projektgebundenem Vertrag bis Sommer 2023 ist die ehemalige, 17-fache Nationalspielerin längst und an vielen Stellen im Thema Prävention unterwegs.
Der Sportszene bekannt geworden ist die mit ihrer Familie in Hiltrup lebende frühere Bundesligaspielerin unter ihrem Geburtsnamen Petrausch – von 2012 an zählte sie zum USC-Erstligateam. Die früh so talentierte Außenspielerin kam über SuS Olfen und Union Lüdinghausen in die Berliner Kaderschmiede VC Olympia (2005 bis 2009), wurde 2009 Weltmeisterin mit der deutschen Juniorinnenauswahl und avancierte dann in Vilsbiburg zur etablierten Erstligaspielerin mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft in 2010.
In Münster blieb sie bis 2016 dem Profisport treu, blieb danach – und heute gelegentlich noch immer – in der Zweiten, trainierte auch die Männer-Auswahl der Unabhängigen. Die führt noch immer ihr Mann durch die Serien: Ron Gödde (41), der als Sportart-Experte an vielen Stellen wirkte. Schon während seines Studiums (Mathematik und Informatik) war Ex-Drittligavolleyballer Gödde für deutsche Beachnationalteams als Scout im Einsatz, zum Beispiel bei Olympia 2016 in Rio. Bereits 2008/09 war Gödde in Münster Trainingspartner von Rieke Brink-Abeler/Karla Borger.
Sarah Gödde kennt mithin den vielschichtigen Betrieb aus gleich einigen Perspektiven bestens, hat Soziale Arbeit studiert und Berufserfahrung gesammelt. Die Mutter zweier Söhne kann sich in der Elternzeit der Konzepterstellung widmen und ist der Überzeugung, „dass wir dieses Thema keineswegs verheimlichen sollten.“ Vielmehr sei es an der Zeit, offen damit umzugehen und aktiv zu werden. Nach innen wie nach außen. Ihr Ziel ist es, die klar kommunizierte Kultur des Hinsehens und der Beteiligung im Verein zu etablieren.
Der USC schloss sich der Initiative des Stadtsportbundes Münster (SSB) an, für den Thomas Lammers hauptamtlich das Thema „Prävention von sexualisierter Gewalt (PSG)“ betreut. Für das seit dem Sommer mit einigen münsterischen Vereinen laufende Projekt gibt es Unterstützung durch das Netzwerk Roter Keil – fachlich wie auch finanziell. Übergeordnet auf Ebene des Landessportbundes gibt das „Qualitätsbündnis Sport“ die Leitlinien vor und stellt bestimmte Kriterien auf, die zum Beitritt ins Qualitätsbündnis erfüllt werden müssen.
„Unser Ziel sollte sein, dabei zu sein und allen Menschen im und um den USC herum dieses Bekenntnis deutlich zu machen“, sagt Sarah Gödde, die auch aus einem ersten Treffen mit jungen Spielerinnen, Eltern, Trainern und Ute Zahlten (Vorsitzende Jugendausschuss) einige Erkenntnisse gewann, was genau alles im Konzept als dem dann gültigen Konsens des Miteinanders stehen sollte. Eine von ihr erwünschte Risiko-Analyse zur Erkennung von möglichen Gefährdungspotenzialen im Vereinsbetrieb soll folgen. Es sollte einen Interventionsleitfaden geben, der ganz klar aufführt, was zu tun ist, wenn es einen Verdachtsfall gibt. Da sich der USC dem Leistungssport verschreibt, „stehen wir in der Pflicht, auch die erwachsenen Sportler zu schützen“, so Sarah Gödde. Gerade aus diesem Bereich wurden und werden andernorts aktuell viele Fälle aufgeklärt.
„Es gibt so vieles zu beachten – von persönlichen Grenzen über verbale Gewalt bis hin zu Trainer-Team-Beziehungen. Ein Verein sollte klar machen, was er von den Verantwortlichen erwartet – zum Schutz der bei uns trainierenden Kids“, sagt Sarah Gödde. Ein Sportverein, in dem es auch immer um Körperlichkeit und mentale Herausforderungen geht, „ist doch für viele wie ein zweites Zuhause. Da muss unbedingt sichergestellt sein, dass dieses Zuhause auch Sicherheit garantiert.“
Für notwendig hält Sarah Gödde, dass nach Konzepterstellung und -verabschiedung „eine feste Ansprechpartnerin oder ein -partner benannt wird“, damit intern die Zuständigkeiten klar sind und die Kommunikation in vorgegebenen und auch ein Stück weit geschützten Bahnen verlaufen kann.