Immer im Hintergrund, immer wichtig: USC-Scout Manuela Kiousis sagt Tschüss
Mit dem Laptop vor Augen begab sich die Expertin Spiel für Spiel in einen Tunnel. Konzentriert, diszipliniert, fokussiert: Manuela Kiousis hat mehr als zwei Jahrzehnte lang als Scout – oder auch Statistikerin – des Volleyball-Bundesligisten USC Münster jede Aktion während der Partien live in eine Software eingepflegt und den Spielverantwortlichen übermittelt. Inklusive der Vor- und Nachbereitung im „Matchreport“ kamen mit der Zeit so viele Stunden wie bei einem Halbtagsjob zusammen. Künftig wird die 56-jährige Münsteranerin, deren Engagement bei den Unabhängigen endet, die Heimspiele entspannter verfolgen können. Wenn das denn geht…
„Volleyball ist und bleibt mein Sport – ich werde versuchen, so viele Spiele wie es geht zu sehen“, sagt die einst als Fan zur Ehrenamtlichen mit Dienst „an der Eingangstür“ der Halle gewechselte Kiousis. Ihrem Nachfolger im Spezialjob wird sie zunächst zur Seite stehen – auf dieses große Pfund an Erfahrung möchte der Club gerne noch bauen. „Darüber sind wir sehr froh“, sagt USC-Sportleiter Ralph Bergmann, der „Manu als feste Konstante“ erlebte und als Interimstrainer zwischendurch auch von ihrer Expertise profitierte.
Die in Wiedenbrück geborene und an der Bielefelder Uni zur Diplom-Kauffrau mit Nebenfach Informatik gewordene IT-Expertin arbeitet als „Manager Application Development and Support SAP“ in Bönen und Oelde bei der weltweit erfolgreichen GEA Farm Technologies GmbH, die Hightech-Systemlösungen für Milchviehhalter und die Milchproduktion anbietet. In Wiedenbrück und Oelde spielte Manuela Kiousis selbst Volleyball.
„Das Spielverständnis ist, völlig unabhängig von der Liga, eine unabdingbare Voraussetzung für diese Scout-Tätigkeit“, weiß sie zu gut. Mit umfassenden IT-Kenntnissen und einer Vorliebe für Daten und Analysen fügen sich die richtigen Tugenden zu einem Profil. „Damals wurde ich gefragt, ob ich Interesse an der Statistikerstellung hätte“, erzählt sie von den Anfängen – und hat mit den Jahren dem stetig wachsenden Niveau Rechnung getragen und die Kunst der Analyse permanent verfeinert. In der Szene hat sie sich einen glänzenden Ruf erworben.
Live gibt ein Scout das Spielgeschehen mit Hilfe etlicher Codes in ein spezielles Computerprogramm ein – die Trikotnummer wird kombiniert mit Kürzeln für die jeweilige Aktion wie z. B. Aufschlag oder Annahme. Und mit einer Bewertung, wie erfolgreich die Aktion war, übermittelt an die Spielverantwortlichen. Im Falle des USC geht die Statistik an die Co-Trainer, die Cheftrainerin Lisa Thomsen in Kenntnis setzen.
Manuela Kiousis verfolgte an ihrem Laptop die Partien auch anhand der Videobilder, die sie sich zeitversetzt einspielen lässt. Nach dem Spiel wird die Zahlen-Analyse mit Videosequenzen synchronisiert. Der Datengewinn und die -nutzung werden „immer wichtiger für uns“, sagt Lisa Thomsen. „Unsere subjektive Wahrnehmung wird quantifiziert. Das hilft ungemein.“ So in der Vorbereitung auf den Gegner, in der Verbesserung der eigenen Leistung, selbst in der Talentanalyse.
Dass eine solche Expertin wie Manuela Kiousis „als riesengroßer Fan über so lange Zeit so viel Leidenschaft investierte, ist absolut ungewöhnlich und verdient allergrößten Respekt und allergrößte Anerkennung“, sagt Lisa Thomsen. „Manu steht für mich beispielhaft als eine Ehrenamtliche, ohne die es diese Vereinskultur in Deutschland nicht geben würde.“ Als gute Freundin schätzt die Trainerin den versierten Scout überdies. Und das über den Sportalltag hinaus.