Bittere Fünfsatzniederlage im Erfurter Krimi
Lange Gesichter gab es am Samstagabend beim USC Münster. Eine Mischung aus Enttäuschung und Erschöpfung war darin nach Spielende deutlich abzulesen. Nach hartem Kampf hatten sich die Münsteranerinnen trotz zwischenzeitlicher 2:0-Führung bei Schwarz-Weiss Erfurt geschlagen geben müssen. Der eine Punkt, den der USC wegen des 2:3 (25:20, 25:22, 18:25, 23:25, 13:15) aus Thüringen zurück an den Berg Fidel nimmt, wird die Enttäuschung über das verlorene Spiel wohl nur leicht mindern.
„Das war unterm Strich leider zu wenig von uns“, gab Lisa Thomsen, Cheftrainerin des USC, zu. Nur phasenweise sei die Leistung ihres Teams gut genug gewesen. „Erfurt hat ab dem dritten Satz unser erstes Tempo sehr erfolgreich aus dem Spiel genommen. Wir haben es meist nicht geschafft, darauf angemessen zu reagieren. In den entscheidenden Momenten waren wir leider nicht da“, berichtete sie. „Aber wir müssen Erfurt auch gratulieren. Das haben sie heute taktisch super gemacht.“
In der Riethsporthalle vertraute Thomsen auf die gleiche Aufstellung, die am Dienstag gegen Straubing mit 3:0 gewonnen hatte. Für Münster liefen daher Hurst, Schlegel, Valkova, Kirchhoff, Wezorke und Schröder auf. Bathen und Kildau bildeten erneut das Libera-Duo. Mit Blick auf den Einsatzwillen ihres Teams konnte Thomsen trotz Niederlage Lob verteilen: „Wir haben gekämpft wie die Löwen! Wir haben nie aufgesteckt und haben immer alles gegeben. Kämpferisch war es eine gute Leistung.“
Schon der spektakuläre erste Ballwechsel der Begegnung zeigte, dass sich beide Teams am Samstagabend nichts schenken wollten und dass ein kampfbetontes Spiel werden würde. Obwohl die lange Auftakt-Rallye letztendlich Erfurt in Führung brachte, erwischte der USC den insgesamt besseren Start in die Partie. Mutige Aufschläge sowie platzierte Angriffe setzten die Gastgeberinnen zu Beginn unter Druck. Drei stabile Blocks von Schlegel (später MVP) taten ihr Übriges und so setzten sich die Münsteranerinnen früh ab (6:2). Diesen Vorsprung verwaltete der USC souverän und steuerte auf die Satzführung zu (13:7). Erst kurz vor dem Ende drohte der Durchgang noch kurz zu kippen, als sich die Erfurterinnen wieder auf Tuchfühlung herankämpfen konnten (21:20). Nach einer Auszeit Thomsens legten die Gäste allerdings schnell wieder die bewährte Leistung in Blockabwehr und Angriff an den Tag, sodass die spannende Schlussphase doch ausblieb. (25:20).
Umso packender wurde es aber nach dem Seitenwechsel. Zwar gehörte der Beginn dort erneut den Münsteranerinnen (5:1), die sich wieder früh absetzten und Erfurter Zwischenspurts (6:5) mit eigenen Serien kontern konnten (11:5). Jedoch entwickelte sich später dank einer weiteren Aufholjagd Erfurts der angedeutete Fight auf Augenhöhe (14:13). Dank starker Abwehr auf beiden Seiten bekamen die Volleyballfans in Erfurt zahlreiche mitreißende Ballwechsel und ein spannendes Finale geboten, wo Wezorke schließlich auf 2:0 für den USC stellte (25:22).
Schon vor Beginn des dritten Durchgangs erwarteten viele eine weitere Steigerung der Spannung. So hatten sich die Erfurterinnen erst unter der Woche auch gegen den Tabellenzweiten aus Potsdam Satz drei gesichert und auch gegen Münster zeigte die SWE-Kurve schon klar nach oben. Daher war es wenig überraschend, dass dort auch gegen den USC ein echter Volleyballkrimi startete, der sich durch den Rest des Spiels ziehen würde. In langen, packenden Ballwechseln mussten sich beide Teams jeden einzelnen Punkt erkämpfen. Einen echten Vorteil erspielen konnte sich aber niemand. Erst kurz vor der Schlussphase gelang es den Gastgeberinnen, erste Unsicherheiten in der Münsteraner Annahme entscheidend auszunutzen und gleichzeitig das Arsenal des USC-Angriffs weiter einzuschränken (14:16). Auf diese Weise schaffte das Team von Trainer Konstantin Bitter, mit großem Vorsprung in die letzten Punkte zu gehen (15:20) und durfte daher am Ende des lange sehr umkämpften Satzes über den 1:2-Anschluss jubeln (18:25).
Auch nach dem vierten Satz gab es später große Freude auf Seiten der Gastgeberinnen. Sie hatten in einem bis zum letzten Ballwechsel offenen Schlagabtausch ohne große Vorsprünge oder Zwischenspurts abermals den längeren Atem und glichen so die Begegnung aus (23:25). Also musste der Erfurter Volleyballkrimi in einem Tie-Break entschieden werden. Beide wollten in dem kräftezehrenden Spiel den Sieg einfahren und begannen den abschließenden Durchgang sichtlich nervös (3:3). Trotzdem gelang es keinem Team, eine Vorentscheidung zu erzielen (7:7). Den finalen Unterschied machten so erneut die letzten Ballwechsel und ließen die Gastgeberinnen in eigener Halle triumphieren (13:15).
Zurück in die Heimat geht es für den USC daher trotz 2:0-Führung nur mit einem Zähler. Dort am Berg Fidel wartet auf die Münsteranerinnen nun das Saisonfinale im Kampf um die Playoffs mit drei Heimspielen in Serie. Coach Thomsen weiß: „Es ist ein Vorteil für uns, mit den eigenen Fans im Rücken die entscheidenden Spiele zuhause zu machen. Wir sind bereit für den Endspurt!“ Den Auftakt macht schon am kommenden Mittwoch (19 Uhr) das NRW-Derby gegen die Ladies in Black Aachen, wo die Unabhängigen wieder zurück auf die Siegerstraße wollen.